Der Weg für den Umbau der früheren Krawattenfabrik an der Egestorfer Straße in ein soziokulturelles Kulturzentrum ist frei: Nach der SPD hat nun auch die CDU entschieden, dass der geplante Stadtzuschuss von 100.000 Euro für das Projekt tatsächlich ausgezahlt wird. Das Geld wird über eine private Bürgschaft abgesichert.
Barsinghausen. In den vergangenen Monaten hatten alle Ratsfraktionen intensiv darüber diskutiert, ob das von einem Verein getragene Projekt der Kulturfabrik Aussicht auf dauerhaften Erfolg habe. Die Entscheidung sei seiner Fraktion schwergefallen, sagte CDU-Fraktionsvorsitzender Gerald Schroth am Mittwochabend bei einem Ortstermin in dem Gebäude. Der Begriff des Kulturzentrums sei als Folge der Erfahrungen in der Barsinghäuser Vergangenheit belastet. "Aber Barsinghausen kann ein Kulturzentrum vertragen", betonte Schroth und lobte das Betriebskonzept für die geplante neue Einrichtung. "Wir wollen dem Projekt eine Chance geben und haben keine Bauchschmerzen mehr damit."
Wesentliches Kriterium bei der Entscheidung sei für die CDU-Fraktion der Gedanke der Nachhaltigkeit gewesen. "Die Investition muss langfristig angelegt sein." In Gesprächen mit dem Vorstand des Kulturvereins Krawatte sei dafür nun "ein vernünftiger und plausibler Weg" gefunden worden. Nach den Worten der Vorsitzenden des Kulturvereins Krawatte, Karen Bremer, wird der städtische Zuschuss in Höhe von 100.000 Euro über eine private Bürgschaft abgesichert, die bis 2021 gilt. Zudem ist in der Satzung des Kulturvereins festgeschrieben, dass das Vereinsvermögen bei einer etwaigen Auflösung an die Stadt fällt. "Das Ganze bedeutet erstmal keinerlei Risiko für die Stadt", betonte Kunstvereinsvorsitzender Friedrich Holtiegel. Die Stadt könne sogar gewinnen: "Sie bekommt ein Gebäude hingesetzt, das 1,4 Millionen wert ist."
Formal muss der Verwaltungsausschuss der Stadt in der nächsten Woche darüber abstimmen, ob der noch vorhandene Sperrvermerk für den Zuschuss an die Kulturfabrik aufgehoben wird. "Das wäre ein hervorragendes Signal", sagte Carsten Hettwer vom Vorstand des Kunstvereins. Der Zuschuss der Stadt sei "ein Kristallisationspunkt" für weitere Unterstützer. Der Kulturverein hat auch schon andere Zusagen für Zuschüsse, unter anderem vom Land Niedersachsen. Im zuständigen Ministerium sei das Projekt der Kulturfabrik Krawatte als "ambitioniert, aber machbar" beurteilt worden, betonten Bremer, Hettwer und Holtiegel.
Aus Sicht der Verantwortlichen des Kulturvereins ist die Zustimmung der städtischen Gremien für den Zuschuss zugleich das Signal, mit den Bauarbeiten zu beginnen. "Wir müssen vor dem Wintereinbruch unbedingt mit bestimmten Dingen beginnen", sagte Hettwer. Bremer äußerte Verständnis dafür, dass der politische Entscheidungsprozess sich hingezogen hat: "Es geht um Steuergelder. Da ist es legitim, dass genau geschaut wird, ob das Geld in gute Hände kommt", sagte sie.
Aus Sicht von Friedrich Holtiegel sollte die Diskussion nach dem Zuschussentscheid nun in eine andere Richtung laufen. "Jetzt müssen wir über Inhalte reden", appellierte er. Die Kulturfabrik könne "ein Kristallisationspunkt für die Stadtentwicklung werden". Ziel sei es, darin eine Stadtkultur zu entwickeln, "in der alle miteinander reden und arbeiten können", sagte Holtiegel.
Der stellvertretende Bürgermeister Karl-Heinz Neddermeier verglich die Diskussion rund um die geplante Kulturfabrik mit der Situation vor Jahrzehnten rund um das Besucherbergwerk. Auch dieses Vorhaben sei damals skeptisch eingeschätzt worden. "Heute ist es ein Höhepunkt für Barsinghausen."
Politik und Kulturverein sind sich aber einig, dass mit dem städtischen Zuschuss noch nicht alle Probleme gelöst sind. So ist die Parkplatzsituation rund um die Kulturfabrik nicht abschließend geklärt. Und die geplanten Bauabschnitte zwei und drei seien noch nicht endgültig durchfinanziert, bestätigte Holtiegel. "Aber der erste Abschnitt ist die Voraussetzung für alles weitere", sagte er.
Mitglieder der CDU-Fraktion und Vertreter des Kulturvereins Krawatte freuen sich gemeinsam darüber, dass der Weg für den Baustart in der Kulturfabrik nun offenbar frei ist.
Quelle: Andreas Kannegießer
Von Andreas Kannegießer